Erfolgreich scheitern oder was sich aus Misserfolgen lernen lässt

Oft schieben wir Entscheidungen vor uns her, zögern, legen uns lieber gar nicht fest – aus Angst, daneben zu liegen oder gar zu scheitern. Ob es nun um die Wahl einer passenden Geldanlage geht, sich für oder gegen ein Jobangebot auszusprechen oder schlicht, einem unbekannten Urlaubsziel den Vorzug zu geben. Die Angst vor Misserfolg sitzt tief.

Eine Abneigung gegen falsche Entscheidungen verhindert jedoch keine Irrtümer. Vielmehr sind Misserfolge im Leben eher die Regel als die Ausnahme. So werden beispielsweise in Deutschland täglich 420 Ehen geschieden, 54 Firmen melden Konkurs an und mehr als 250 Privatpersonen erleiden finanziellen Bankrott. Dazu kommen noch die kleinen (zwischendurch) Niederlagen wie missglückte Diäten, abgewiesene Bewerbungsschreiben oder all die nie verwirklichten Träume wie z.Bsp. einen Roman schreiben oder den Jakobsweg gehen.

Irrtümer können das Fundament unseres Selbstverständnisses erschüttern, vor allem wenn sie die Folge einer bewussten Entscheidung sind. Wie jemand mit Rückschlägen umgeht, beeinflusst in erheblichem Maß, wie sein Leben verläuft. Manche Personen haben z.Bsp. derart große Angst zu versagen, dass sie Chancen ungenutzt lassen – sie scheuen berufliche Herausforderungen und somit Karrieremöglichkeiten. Womöglich ersparen sie sich so tatsächlich Misserfolge, aber verbauen sich eventuell zeitgleich auch den Weg zu mehr Glück und Zufriedenheit. Andere Menschen dagegen scheinen sich von Rückschlägen nicht beirren zu lassen und werden dafür sogar häufig belohnt.

Erfolgreich sind jene, die selbst dann nicht aufgeben, wenn sie bereits ein halbes Dutzend Mal versagt haben. Was unterscheidet jetzt jemanden, der sich schnell entmutigen lässt, von jemandem, der nicht aufgibt? Weshalb erleben manche Menschen eine falsche Entscheidung als lebenslange Schmach, während andere Niederlagen als Chance nutzen?

  1. Globalisierung

In der globalisierten Welt mit all ihren Möglichkeiten für den Einzelnen, werden Menschen sehr oft mit Fehlschlägen konfrontiert. Früher bzw. vor Anbruch der Moderne verlief das Leben häufig noch in vorbestimmten Bahnen. Es gab nicht allzu viele Wege sich falsch zu entscheiden. Es war festgelegt welchem Stand, welcher Religion oder welchem Geschlecht man angehörte. Die sozialen Umstände engten das Dasein ein. Heute können wir wählen, wo wir wohnen, welchen Berufsweg wir einschlagen, mit welchem Partner wir unser Leben teilen. Doch wenn es uns nicht gelingt ein Ziel zu erreichen, können wir den Grund für die Enttäuschung nur bei uns selber suchen.

  1. Lebensort

Wie sehr sich Menschen nach einer Niederlage kasteien hängt auch davon ab, wo sie leben. In Österreich und  Deutschland z.Bsp. herrscht eine Leistungskultur, die auf Perfektionismus ausgerichtet ist und Versagen ächtet. In den USA, vor allem im Silicon Valley, belohnen manche Firmen ihre Mitarbeiter sogar für Irrtümer. Sie bekommen Applaus und Umarmungen wie z.Bsp. bei der Forschungsabteilung von Google. Teams die dort ein Projekt starten, aber damit scheitern, werden aber nicht nur moralisch unterstützt, sie werden sogar befördert und erhalten Boni. Denn Ziel ist es die Mitarbeiter zu ermutigen, auch verrückte Einfälle zu verfolgen – ungewöhnliche, gewagte Ideen, die neben einen hohen Risiko zu scheitern, auch möglicherweise das Potential für große Durchbrüche hat.

  1. Perfektionismus

Wer mit dem inneren Drang zum Maximum, zum Perfekten veranlagt ist, stellt solch hohe Ansprüche an sich selber, dass er nur selten den eigenen Erwartungen genügt.

Es gibt 2 unterschiedliche Typen von Perfektionisten: Die einen nutzen die ständigen Enttäuschungen, die sie erleben als Ansporn. Funktioniert etwas nicht, strengen sie sich noch mehr an um ihr Ziel zu erreichen. Den anderen dagegen fällt es schwer, sich ihre eigenen Fehler zu verzeihen. Sie schämen sich, wollen unbedingt Patzer vermeiden, den Erfolg erzwingen und sind damit erst recht in Gefahr, dass ihnen vor lauter Verbissenheit erneut etwas misslingt.

  1. Gehirnfunktion

Mit modernen Messinstrumenten lässt sich beobachten, dass das Gehirn von Personen die Fehlschläge nicht automatisch als katastrophal empfinden, besonders aufmerksam reagieren und gleichsam auf Hochtouren läuft, wenn etwas nicht so gelungen ist. Sie betrachten Misslingen als Herausforderung, als Problem, das es zu lösen gilt. Im Vergleich dazu zeigt sich bei jenen, die eine Fehlentscheidung als Zeichen für eine persönliche Minderwertigkeit empfinden, eine gegenteilige Reaktion. Ihre Aufmerksamkeit sinkt, das Gehirn fährt seine Aktivität ein Stück weit herunter – so als würde der Betroffene davor zurück schrecken, sich mehr als irgend nötig mit einem Misserfolg zu beschäftigen.

  1. Kognitive Dissonanz

Hier neigen Menschen dazu, ihre Fehler zu ignorieren. Die kognitive Dissonanz bezeichnet einen inneren Widerspruch: Einerseits will sich ein Mensch selbst als wertvoll, fachkundig, urteilsfähig empfinden. Hat er aber einen Fehler gemacht, ist er nun damit konfrontiert, dass seiner Wunschvorstellung etwas entgegensteht. Um diesen Widerspruch zu lösen, beginnen die Betreffenden oft unbewusst zu leugnen, dass überhaupt etwas falsch gelaufen sei. Z.Bsp. reden sich manche Raucher, die aufhören wollen zu rauchen, aber nach einigen Tagen wieder anfangen, ein, dies sei ohnehin besser für sie. Schließlich würden sie ohne Nikotinzufuhr mehr essen und damit zunehmen.

  1. Fehler = Chance

Wir lernen vermutlich dann am besten, wenn wir uns mit Dingen beschäftigen, die wir falsch gemacht haben. Offenbar verinnerlichen wir Erkenntnisse, die aus Fehlern entstehen, besonders tief. Fehlschläge bergen daher oft auch eine Chance. Wer unbefangen und nicht zu verbissen mit ihnen umgeht, dürfte dies leicht erkennen. Denn im Scheitern steckt oft der Keim für unerwartete und aufregende Entdeckungen.

  1. Spielen

Einen überdurchschnittlich guten und gesunden Umgang mit Fehlern zeigen viele beim Spielen. Bei derartigem Zeitvertreib, den man nicht allzu ernst nehmen muss, wollen Menschen regelrecht scheitern, jedenfalls von Zeit zu Zeit. Ein Spiel, bei dem man immer nur gewinnen würde, gilt als langweilig. Und nur wenn man auch verlieren kann, macht es richtig Spaß.

 

Fazit: Wer bereit ist, aus Irrtümern und Rückschlägen zu lernen, für den kann tatsächlich jede Entscheidung wertvoll sein. Auch eine falsche.

 

Sollten Sie Fragen oder Anmerkungen haben, scheuen Sie nicht uns zu kontaktieren. Wir sind auch aktuell gerne für Sie da und bieten Online Coachings und Beratungen zu unserem gesamten Portfolio an!

 

Mag. Ulrike Trammer

Christian Monschein - Training Coaching Organisationsentwicklung

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