Was Abnehmspritzen können – und was nicht
Adipositas ist mit zahlreichen Vorurteilen verbunden - Betroffene seien selbst schuld an ihrem Übergewicht. Doch Adipositas ist eine Erkrankung. Eine Erkrankung die behandelbar ist. Unter anderem mit "Abnehmspritzen", um die in letzter Zeit ein regelrechter Hype entstanden ist. Wir sie wirken und was sie können.
- Wie wirken "Abnehmspritzen"? In diesen Spritzen werden die Wirkstoffe Liraglutid, Semaglutid und Tirzepatid verwendet. Diese gehören zu den GLP-1 Rezeptoragonisten, welche die Wirkung des körpereigenen Hormons GLP-1 nachahmen. Ursprünglich wurde es für die Bekämpfung von Diabetes entwickelt und verzögert die Magenentleerung. Kurz gesagt: Menschen sind länger satt und nehmen weniger Nahrung zu sich, was eine Gewichtsreduktion bewirkt.
- Wie schnell stellt sich ein Effekt ein? Grundsätzlich wird schleichend damit begonnen bzw. die Dosis wir über mehrere Wochen gesteigert. Zeigt sich bis zur erreichen der vollen Dosis kein messbarer Effekt, wird die Therapie abgesetzt. Bei Liraglutid ist eine max. Gewichtsreduktion um 10 Prozent möglich, bei Semaglutid sollen rund 20 Prozent möglich sein, bei Tirzepadit sogar über 20 Prozent. Aber: Diese Effekte sind langfristig nur in Kombination mit einer ausgewogenen Ernährung und ausreichend Bewegung möglich.
- Wie lange muss man "Abnehmspritzen" nutzen? Fachleute gehen aktuell davon aus, dass diese Präparate dauerhaft eingenommen werden müssen. Allerdings stellt sich nach etwas 60 Wochen Behandlung ein gewisser Gewöhnungseffekt ein, das heißt, das Gewicht wird nicht mehr weniger. Ohne Lebensstilumstellung nehmen die Betroffenen mit der Zeit wieder an Gewicht zu. Im Rahmen einer Studie wurde festgestellt, dass Patienten, die neun Monate Tirzepatid erhalten haben, etwa zwei Jahre nach Absetzen wieder ihr Ausgangsgewicht erreichen werden.
- Wer kommt für die Kosten auf? Je nach Präparat und Dosis können monatliche Kosten zwischen 140 und 300 EURO anfallen. Die ÖGK übernimmt die Kosten für diese Medikamente nur in bestimmten Fällen. Und zwar wenn Adipositas mit einem BMI von 30 vorliegt bzw. bei einem BMI von 27 mit Vorerkrankungen wie z.B. Diabetes. All diese Medikamente sind rezeptpflichtig und sollten nur in Apotheken erworben werden. 2023 musste mindestens eine Person in einem Spital behandelt werden, weil sie ein gefälschtes Produkt angewendet hat.
- Welche Nebenwirkungen sind zu erwarten? Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen oder Verstopfung treten bei einer Vielzahl der PatientInnen auf, das ist mit ein Grund, wieso die Dosis langsam erhöht wird. Manche Betroffene klagen über einen komischen Geschmack. Seltenere Nebenwirkungen sind Bauchspeicheldrüsenentzündungen und Gallensteine. Abgesehen vom Gewichtsverlust, zeigen immer mehr Studien, dass sich die Therapie aber auch positiv wie z.B. auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit auswirkt.