Disziplin, Rituale und Versagensängste
Wie Rituale die Arbeit erleichtern
Nervös vor einer Präsentation vor mehreren Menschen oder einem Bewerbungsgespräch? Solchen (vermeintlich) schwierigen Situationen begegnet man zumindest einmal (im Regelfall mehrere Male) im Arbeitsleben. Und obwohl man alles bis ins letzte Detail geplant hat und gut vorbereitet ist, schlägt einem das Herz bis zum Hals. Was, wenn gleich alles schiefgeht? Wer etwas Aufregendes vor sich hat, kann durch den Druck völlig blockieren. Gerade in solchen Situationen helfen Rituale, zeigt u.a. ein Experiment der Harvard Business School.
Das Experiment
In diesem wurden Versuchspersonen nervös gemacht, indem ihnen erzählt wurde, dass sie ganz alleine vor einer fremden Gruppe singen müssten. Dabei wurde der Puls der TeilnehmerInnen gemessen, der wie zu erwarten anstieg, als sie die Nachricht über das bevorstehende Solo erhielten. Anschließend wurde einem Teil der Versuchspersonen ein Ritual bei gebracht: Sie sollten eine Zeichnung anfertigen, Salz darüber streuen, herunterzählen und das Bild dann wegwerfen. Bei den Personen, die dieses Ritual kurz vor dem Auftritt durchführten, sank der Puls schnell wieder, während das Herz der anderen TeilnehmerInnen heftig weiterklopfte. Und, die Gruppe mit dem Ritual sang auch besser.
Von Ablenkung bis hin zu mehr Selbstvertrauen & Kontrolle
Rituale sind Handlungen, welche in bestimmten Momenten durchgeführt und stets auf dieselbe Art wiederholt werden. Von Gewohnheiten unterscheiden sie sich durch ihre symbolische Bedeutung. Ein Ritual hilft, Angst und Unsicherheit zu unterdrücken. Die intensive Beschäftigung mit einem Ritual führt dazu, dass man kurz nicht an das denkt, was vor einem liegt. Das Ritual richtig durch zu führen sorgt zudem für ein Gefühl der Kontrolle. Man weiß genau was man tut und das steigert das Selbstvertrauen.
Im Experiment wurde ein willkürliches Ritual verwendet. Sobald die TeilnehmerInnen erfahren, dass sich um ein Ritual handelt, wirkt es dank des Placeboeffekts. Aber Rituale funktionieren noch besser, wenn man sie sich selbst ausdenkt und sie zu der beängstigenden Aufgabe passen. Das macht das Ritual für einen sinn- und wirkungsvoller.
Am effektivsten sind Rituale, welche Kontrolle vermitteln! Das kann z.B. eine Abfolge ruhiger Handlungen sein, mit tiefem Durchatmen oder Arm- und Handbewegungen, wie etwa die Hände auf den Tisch zu legen oder zu falten. Man muss das Ritual eine Woche vor dem aufregenden Ereignis ein paarmal durchführen, am besten wenn man sich auf die besagte Situation vorbereitet. Und im entscheidenden Moment wirkt das Ritual beruhigend.
Mehr Disziplin bitte
Rituale können auch bei Aufschiebeverhalten helfen, weil man das Gefühl der Selbstbeherrschung und somit Disziplin fördern. Experimente zeigen z.B. dass Menschen weniger Kalorien zu sich nehmen, wenn sie vor dem Essen ein Ritual durchführen. Rituale steigern die Selbstbeherrschung, weil eine feste Abfolge von Handlungen das Gefühl gibt, diszipliniert zu sein. Dieses Gefühl wirkt sich dann auf kommende Entscheidung aus. Es erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass eine Aufgabe, die eigentlich lästig ist, nicht gefällt oder verunsichert, doch angegangen wird.
Signalfunktion
Wird ein bestimmtes Ritual immer durchgeführt, bevor man sich an die Arbeit macht, wird man von sich aus dazu neigen, die Sache auch tatsächlich zu erledigen. Man kurbelt sich selbst an, damit das Gehirn weiß: Jetzt machen wir uns an die Arbeit. Dafür ist es aber wichtig, das Ritual ohne Ausnahme durchzuführen, bevor man loslegt. Also z.B. jeden Morgen, wenn der Arbeitstag beginnt, oder jedes Mal, wenn man an einer komplizierten Aufgabe arbeiten will.
Um die Signalfunktion zu verstärken, ist eine symbolische Bedeutung besonders wichtig. Dafür können Gegenstände genommen werden, die idealerweise einen Namen bekommen.
Versagensangst dämpfen
Versagensangst sorgt für Stress und wirkt sich negativ auf die Leistung aus. Das Ritual kann helfen, nicht nur die Angst vor dem Versagen zu dämpfen, sondern auch die Erfolgschancen zu steigern.
Wie lässt sich das im Alltag umsetzen? Man sollte sich ein Ritual überlegen, das einem beruhigt, aber auch nicht so ruhig macht, dass man passiv wird. Zu einem Ritual gegen Versagensängste gehören energische Bewegungen wie z.B. ein paar Kniebeugen, sich ein paarmal richtig durchstrecken, Arme hochreißen. Man kann natürlich auch andere Dinge machen, Hauptsache dabei ist, dass die Bewegungen ein gutes und energiegeladenes Gefühl vermitteln. Und auch hier gilt: Üben vor der angstauslösenden Situation.
Wenn Sie Rituale zur richtigen Zeit und am richtigen Ort einsetzen kann es Ihnen mit Sicherheit zu herausragenden Leistungen verhelfen!
Bei Fragen stehen wir Ihnen natürlich gerne zur Verfügung. Einfach bitte kontaktieren!
Dipl.-Päd. Christian Monschein, MBA bzw. Mag.a Ulrike Trammer
Training Coaching Organisationsentwicklung
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